Mein erster Monat als Lehrerin im Seiteneinstieg
In den letzten Wochen und Tagen ist es etwas ruhiger auf meinem Blog geworden, denn es gab viel zu tun für mich. In meinem letzten Beitrag habe ich von der Auftaktveranstaltung der Einstiegsfortbildung berichtet. Seit dem ist einiges passiert. Neben regelmäßigen Hospitationen in der Schule bei meinen neuen Kollegen und Kolleginnen gab es im November insgesamt sieben Fortbildungstage. Der Anteil der Hospitationstage in der eigenen Einsatzschule wurde dabei zu Beginn der Einstiegsfortbildung bewusst hoch gewählt, damit wir uns von Anfang an ein gutes Bild vom Unterrichtsgeschehen und unserer Schule machen können. Auf dieser Basis konnten wir dann in der Einstiegsfortbildung unterschiedliche Situationen, Erfahrungen und Szenarien zielführend und sinnvoll besprechen.

Hospitationstage
Ein Großteil meiner Hospitationstage fand bereits in der ersten Novemberhälfte statt. Dabei konnte ich nur wenige Tage für das klassische Hospitieren – also das im Unterricht sitzen und beobachten – verwenden. Grund dafür war, dass wir in meiner Einsatzschule viele „besondere Tage“ hatten. Dazu zählten u.a. ein pädagogischer Tag und die alljährliche fächerverbindende Unterrichtswoche.
Pädagogischer Tag
Für die unter euch, die vielleicht aktuell keine Kinder in der Schule haben oder aus anderen Gründen nichts mit dem Begriff „pädagogischer Tag“ anfangen können: Der pädagogische Tag ist ein Tag, an dem sich die Lehrkräfte einer Schule gemeinsam fortbilden. Der Fokus liegt dabei auf der inhaltlichen Entwicklung der Schule. Häufig wird der pädagogische Tag nur mit den Lehrkräften der Schule durchgeführt. Theoretisch ist es jedoch auch möglich, dass Teile der Schüler (Schülervertretung) daran teilnehmen. In meinem Fall haben ausschließlich die Lehrkräfte meiner Schule am pädagogischen Tag teilgenommen. Es war für mich eine wunderbare Gelegenheit, um meine Kolleg:innen besser kennenzulernen und konzeptionell an der Weiterentwicklung der Schule zu arbeiten.
Fächerverbindende Unterrichtswoche
Nach pädagogischen Tag schloss sich für mich direkt die FvU-Woche (fächerverbindende Unterrichtswoche) an. Diese Woche findet jährlich einmal statt. In dieser Woche wird in den unterschiedlichen Jahrgangsstufen fachübergreifend an unterschiedlichen Themen gearbeitet. Das ganze hat den Charakter einer Projektwoche. Ich war teil einer Gruppe von Lehrkräften, die für die 8. Klassenstufe zuständig war. Unser Thema war die Einführung in die Berufsorientierung. Die Vorbereitung der FvU-Woche hat in dieser Gruppe bereits zu Schuljahresbeginn begonnen. Ich bin dabei aufgrund meiner GTA-Tätigkeit (Betreuung des Programmierlabors) bereits im Vorfeld zum Teil eingebunden wurden. Ab dem 1. November wurde ich dann vollumfänglich mit in die Vorbereitung einbezogen. Während der FvU-Woche hatte ich dann die Gelegenheit die Jugendlichen bei einer Exkursion zu begleiten, sie in unserem schuleigenen Makerspace (und meinem Programmierlabor) einzuweisen und ihnen im Klassenverband erste Schritte der Berufsorientierung näher zu bringen. Die Woche war für mich sehr fordernd, da ich bereits selbst in einem guten Maße in das Unterrichtsgeschehen eingebunden war. Damit verbunden waren auch ein paar Ungewissheiten und Ängste: Wie wird es sein, das erste mal allein vor einer Klasse zu stehen? Kann ich das alles meistern? Schaffe ich es die Inhalte verständlich und interessant rüberzubringen? Am Ende der Woche war ich umso stolzer darauf, alles ohne größere Probleme gemeistert zu haben. Im Gegenteil: die Zeit, um mit den Schüler:innen in einem anderen Format arbeiten zu können, hat man sicherlich nicht so häufig und es hat richtig Spaß gemacht.
Hospitieren
Die übrigen Hospitationstage habe ich genutzt, um in meine Fächer Informatik und Technik/Computer (T/C) herein zu schnuppern. Hier durfte ich spontan auch schon einmal eine Sequenz im Unterricht übernehmen. Darüber hinaus habe ich noch bei verschiedenen Kolleg:innen in den Fächern Mathematik, Deutsch und Englisch geschnuppert. Das sind die Fächer, die ich mir aktuell noch als mögliche Zweitfächer vorstellen kann. Die Hospitationen haben sehr viel Spaß gemacht. Es ist einfach extrem spannend, dass jede Kollegin bzw. jeder Kollege den Unterricht ganz unterschiedlich ausgestaltet. Ich konnte mir dabei auf jeden Fall schon einige interessante Ansätze und Ideen abschauen, die ich zukünftig auch einmal selbst ausprobieren möchte.
Fortbildungstage
Insgesamt gab es im November sieben Fortbildungstage. Alle sieben Tage haben sich auf das Basismodul mit den Themen „Berufliches Selbstverständnis und professionelle Perspektive entwickeln“ konzentriert. Die Fortbildungen wurden durch Frau A. (Schulleiterin) und Herrn M. (Krisencoach/Mentor) durchgeführt.
Schwerpunkt Fachliches und Schularbeit
Frau A. hat sich auf die Vermittlung der schulspezifischen Inhalte konzentriert. Wir haben bei ihr gelernt, wie ein Lehrplan zu lesen ist, wie man aus dem Lehrplan einen Stoffverteilungsplan für das Schuljahr erstellt und wie man eine konkrete Verlaufsplanung für den Unterricht gestaltet. Frau A. hat uns dabei viele Beispiele aus ihrer beruflichen Praxis gezeigt und uns eigene Planungen erstellen und vortragen lassen. Dabei wurden uns auch die wichtigen „Operatoren“ (siehe bspw. hier) beigebracht. Diese finden sich zum Beispiel in den Lehrplänen wieder. Außerdem können sie in der Kommunikation mit den Schüler:innen verwendet werden, bspw. bei der Formulierung von Aufgaben in Leistungsüberprüfungen. Apropos Leistungsüberprüfung: auch zum Thema Noten und Bewertungen und den damit verbundenen drei Anforderungsbereichen hat uns Frau A. einen ersten Einblick gegeben. Das dritte große Thema, was durch Frau A. vorgestellt wurde, waren die Erziehungs- und Ordnungsmaßnahmen sowie die damit verbundenen rechtlichen Grundlagen, denen wir als angehende Lehrkräfte unterliegen.
Schwerpunkt Beziehungsarbeit und Selbstschutz
Herr M. ist während der Fortbildung stärker für die Ausbildung unserer persönlichen Fähigkeiten und weniger für die fachliche Ausbildung zuständig. Gemeinsam mit Herrn M. haben wir uns als Auszubildende in der Gruppe besser kennen gelernt und gegenseitig erprobt. Themen waren dabei bspw. Gruppenarbeiten, das Vortragen vor der Gruppe, das Loben und Feedback geben und das Gestalten von interessanten Unterrichtseinstiegen. Außerdem haben wir gemeinsam mit Herrn M. unsere Beobachtungen aus den Hospitationstagen ausgewertet. Das gab‘ immer viel Diskussionsstoff bzw. Austauschbedarf, sodass wir die ersten Tage regelmäßig die ursprüngliche Fortbildungsplanung von Herrn M. torpediert haben. Der Austausch mit den anderen Seiteneinsteiger:innen ist jedoch aus meiner Sicht besonders wertvoll, denn wir gehen jetzt diesen Weg gemeinsam. Machen die gleichen oder ähnliche Erfahrungen, Beobachtungen und auch Fehler. Zu wissen, dass man damit nicht allein ist und es noch 23 anderen Personen ebenso ergeht, ist ein sehr beruhigendes Gefühl!